Inklusive Theatergruppe - Lebenshilfe Oberhausen
„Jeder ist ein Teil des Ganzen !“
„Jeder nach seinen Fähigkeiten“
Diese zwei Leitsätze prägen das Miteinander der Menschen mit und ohne Behinderungen in der Theatergruppe BLINDFLUG. Jörg Wilms schreibt die Stücke und führt Regie, Heidrun Wetterich hält alle organisatorischen Fäden in der Hand und sie wirkt zugleich auch als Schauspielerin mit.
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Unsere bisherigen Produktionen:
2009 Romulus Der Große - 2011 Don Casino - 2013 King Kim Kobold von Kombodscha - 2015 Jackie The Kid
2017 Die unglaubliche Reise der Marketta Sonnenschein - 2018 Gespielte Witze - 2022 Unter Piraten
Nach Ende des neuesten Stücks
"Ein Oberhausen Krimi - Der magische Meißel"
hielt es das Publikum im jeweils ausverkauften Großen Haus des Theaters Oberhausen am 5. und 6. April 2024 wieder nicht auf den Sitzen! Lang anhaltender Applaus war der verdiente Dank für eine kurzweilige Aufführung eines ungewöhnlichen Krimis.
Rückblicke auf des 1. Amateurtheater-Treffen für inklusive
Theatergruppen "HUCKEPACK" vom 21. bis 28.5. 2022.
Inklusive Theatergruppe Blindflug Unter Piraten
Foto: Ulrich Woitecki
Theater INKLUSIVE Witten Metamorphosis
Foto: Vera Loitzsch
TheaterWerkstatt Haus Freudenberg Geldern Die 3 Groschen Oper
Foto: Vera Loitzsch
10 Jahre „BLINDFLUG“ von Erhard Wetterich
Als sich im Mai 2007 die damalige Ehrenamtskoordinatorin der Lebenshilfe Oberhausen Karin Tatsch-Spieß (✝ 2015) und Vorstandsmitglied Heidrun Wetterich entschlossen, für die bei der Lebenshilfe beschäftigten Menschen mit Behinderungen eine Theatergruppe zu gründen, schwebte ihnen ein ungezwungenes Freizeitangebot in Form einer Arbeitsgemeinschaft vor. Wenn sie überhaupt an die Vorführung eines Stückes dachten, dann höchstens an eine Vorstellung für die in der Werkstatt arbeitenden Kollegen der Menschen mit Behinderung. Dass es ganz anders kommen würde, dass neben dem Spaß auch Arbeit auf sie warten sollte, dass das Projekt am Ende in Aufführungen in „richtigen“ Theatern münden würde, an all das dachten weder sie noch die 12 Menschen mit Behinderung, die im Frühsommer 2007 in das Abenteuer starteten.
Sie hatten ihre Rechnung allerdings ohne Jörg Wilms gemacht. Vom ersten Tag an konnte die kleine Schauspieltruppe dank der Unterstützung durch den Vorstand der Lebenshilfe auf seine professionelle Hilfe bauen. Er hatte als ausgebildeter Theaterpädagoge mit umfangreicher Erfahrung in dem Umgang mit Amateurschauspielern höhere Ziele. Sein Ehrgeiz war durch die Besonderheit der Gruppe noch mehr als sonst geweckt. Es gelang ihm sehr schnell, Zugang zu jedem Einzelnen zu finden, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und bei allen das für die Bühne nötige Selbstbewusstsein aufzuspüren oder ihnen zu vermitteln. Es war deshalb kein Wunder, dass sie alle mit großer Ungeduld den wöchentlichen Proben entgegenfieberten und ihre Texte lernten.
Schon bald keimte die Hoffnung auf, vielleicht doch mal die Früchte der Probenarbeit auch einem Publikum vorführen zu können. Zur Gewissheit wurde die Hoffnung im November 2007 nach einer Reise nach Marburg. Aufgrund der Initiative von Heidrun Wetterich hatte man die Gelegenheit, eine gemeinsame Theateraufführung von Menschen mit und ohne Behinderungen live zu erleben. Aus Anlass der Jubiläumsfeier der Bundesvereinigung Lebenshilfe zu deren fünfzigjährigem Bestehen gab die Aufführung des Projektes „Blaumeier“ aus Bremen den Ausschlag. Jeder war überzeugt: „Das können wir auch!“
In Marburg war es auch, wo der Name „Blindflug“ geboren wurde. Angeregt durch die Speisekarte einer Gaststätte, die unter diesem Begriff ein Gericht anbot, bei dem der Gast wie bei einem Blindflug ohne Sicht etwas bestellte und sich auf die Bordinstrumente (hier: auf die Ideen des Kochs) verlassen musste. Viel anders war das 2007 im November ja mit der bis dahin namenlosen Theatergruppe auch nicht. Auch bei ihr musste man zu dem Zeitpunkt blind auf die Bordinstrumente vertrauen (hier: auf die Künste eines Jörg Wilms).
Aber noch war es nicht soweit. Dass es auf der Bühne ohne die eine oder andere Hilfestellung für die Menschen mit ganz unterschiedlichen Einschränkungen nicht gehen würde, war bald allen bewusst. Folglich mussten die Ehrenamtler in das Stück integriert werden und eine Rolle übernehmen.
Mit „Romulus der Große“ frei nach Friedrich Dürrenmatt hatte man sich gleich für den Anfang viel vorgenommen. Gezeigt werden sollte das Stück im „Ebertbad“, einem der angesagten Spielorte der Stadt Oberhausen für große und kleine Kunst. Aber nicht nur schauspielerische Fähigkeiten waren gefragt. Im Vorfeld musste eine Reihe unerwarteter Probleme aus dem Weg geräumt werden. So mussten Hühner als Requisiten her, natürlich nicht echte, denn die können den Text nicht so gut auswendig lernen und ihr Gackern würde nur stören! Der „deko-pARTner“ half mit täuschend echt aussehenden, aber eben stummen Modellen aus. Das „Problem Hühner“ war damit erst halb gelöst, denn die Feuerwehr verlangte dann auch noch, die Hühner vor Verbrennungen zu schützen - in Rom ist es ja meistens sehr heiß! Die Feuerschutzrichtlinien sind eben sehr streng! Dies nur als kleines Beispiel für all die Dinge, die bei einer Theateraufführung beachtet werden müssen und von denen der Zuschauer im Saal nichts ahnt.
Nach knapp 2 Jahren Probenarbeit und nachdem solche Unebenheiten beseitigt waren, hob sich endlich am 21. April 2009 erstmalig der Vorhang für Blindflug. Ein kühner Traum war Wirklichkeit geworden!
Wer nun gedacht hatte, Lampenfieber würde bei den Schauspielern für weiche Knie und hohen Blutdruck sorgen, der lag nicht so ganz falsch. Im Publikum aber bemerkte man nichts davon. Die Zuschauer ließen sich vielmehr von dem Dargebotenen einfangen und waren begeistert. Regisseur Jörg Wilms hatte seine Amateure gut in Form gebracht! Es war ein überzeugender Auftritt. Wegen der drängenden Nachfragen musste im November das Stück im „Kulturzentrum Altenberg“ nochmals gezeigt werden. Der erste Schritt in die Theaterwelt war tatsächlich geschafft!
Im November 2009 hatten die Proben für das neue Stück längst begonnen. Die Gruppe zählte 15 Mitwirkende aus den Lebenshilfewerkstätten. Es hätte leicht die doppelte Anzahl sein können. Manche, die bei Romulus nur als Zuschauer dabei gewesen waren, wollten jetzt auch mitspielen. Sie mussten leider vertröstet werden. Mehr ging damals einfach nicht!
Für die nächste Aufführung hatte sich das Ensemble ein heiteres Stück gewünscht. Jörg Wilms entschied sich als Autor für eine Gangstergeschichte mit dem Titel „Don Casino“. Sie spielt in dem Chicago der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. “Leichte Mädchen“ und „Schwere Waffen“ prägten das Geschehen rund um den kaltblütigen „Don“, gespielt von Tanino Camilleri.
Am 10. März 2011 gab es in eher kleinem Kreis eine Vorpremiere. Im Rahmen eines dortigen Integrationsprojektes trat man in Bottrop im August-Everding-Kulturzentrum auf.
Dann war endlich der 28. April 2011 gekommen. An diesem Tag gab die Gruppe ein beeindruckendes Zeugnis ihres Könnens ab, noch dazu im total ausverkauften Großen Haus des Theaters Oberhausen!
Nach Romulus der Große, durfte man in dieser Krimikomödie noch herzlicher und noch lauter lachen, insbesondere wenn Titelheld Tanino mit seinen Tanzeinlagen die Zuschauer fast in Ekstase versetzte! Der Applaus wollte kein Ende nehmen, das Publikum feierte und mit ihm die glücklichen Schauspieler! Nur gut, dass man für eine zweite Vorstellung schon eine weitere Spielstätte ausgesucht hatte. Im ehrwürdigen „Lito-Palast“ in Sterkrade war kein Platz frei geblieben, als sich dort zum zweiten Mal der Vorhang für Don Casino hob. Bei nur zwei Auftritten hatte Blindflug mit diesem Stück fast 1000 Besucher in den Bann geschlagen! Wer hätte das zu den Anfängen ernsthaft vorhersagen mögen? Man hätte denjenigen mit aufrichtiger Anteilnahme einem Arzt vorgestellt. Wer will das schon?
Eine kurze Atempause ja, aber kein Ausruhen auf den Lorbeeren! Zwar schied das eine oder andere Mitglied aus dem Ensemble aus, aber mit den Neulingen sollte es nahtlos in der Erfolgsspur weitergehen.
Das dritte Stück von Blindflug handelte von sprechenden Bäumen, Fabelwesen und Hexen. Es sollte ein höchst skurriles Märchen mit rührendem Happyend werden, wie Autor Jörg Wilms versprach. Man war gespannt, ob und wie er sein Versprechen einlösen würde.
Wieder standen fast zwei Jahre regelmäßiges Proben und Text lernen bevor. Was sich nach harter Arbeit anhört, nahmen die Gruppenmitglieder gerne auf sich, denn jeder von ihnen, der die Momente auf der Bühne miterlebt hatte, wollte wieder davon kosten. Bei allem gestaltete sich die Suche nach geeigneten Kostümen besonders schwierig. Lange Gewänder in der Mode zu den Zeiten von Romulus zu finden, war recht einfach. Auch die Ausstattung nach Art der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts ließ sich ohne Mühe bewerkstelligen. Aber wie sollte nach Vorstellung von Jörg ein sprechender Baum, eine singende Eule, ein Riesenpilz aussehen? Viel Gehirnschmalz und Handarbeit waren gefragt! Zum Glück bot der „Tag der offenen Tür“ des Theaters Oberhausen Gelegenheit, den einen oder anderen Hingucker aus dem Theaterfundus zu ersteigern. Am Ende war ein bunter Strauß an Kostümen beisammen und der Premiere am 5. April 2013 stand von dieser Seite nichts mehr im Wege.
Wieder durfte man im Großen Haus des Theaters auftreten. Die inzwischen vertraute Umgebung machte es zwar leichter, aber was heißt da schon „leicht“, wenn soviel Zuschauer erwartungsvoll dem Geschehen auf der Bühne entgegenfiebern? Niemand von ihnen wurde enttäuscht. Mag auch der vorab gezeigte Film als Einstimmung lang geraten sein, danach entspann sich die versprochene höchst skurrile Geschichte mit vielen Anspielungen auf uns aus der Kindheit gut bekannte Märchen. Jede einzelne Figur, angefangen beim sprechenden Baum bis hin zum Riesenpilz, jede Rolle war perfekt besetzt. Wenig überraschend, dass Blindflug wieder überschwängliches Lob des Publikum einstreichen durfte.
Nach der zweiten Vorstellung am nächsten Tag und am 9. Juli 2013 bei der Wiederaufnahme im Ebertbad war es nicht anders.
Rom, Chicago, Märchenwald: die Orte der bisherigen Handlungen. Wo sollte Geschichte Nummer 4 spielen? Die Mehrheit entschied sich für einen kleinen und nicht gerade bekannten Flecken im Wilden Westen. Sein Name: Tatsch-City. Es ist ein Ort, wo nur die zwei Zeiger auf der Uhr des Sheriffs auf Leben hindeuten. Das ändert sich erst mit dem Auftritt von Jackie The Kid und den Waltons. Jackie kommt, um den vor vielen Jahren an ihrem Vater begangenen Mord zu rächen, die Waltons, um mit vorgehaltener Waffe ihre Haushaltskasse aufzubessern. Was sich nach bleihaltiger Luft und Blutvergießen anhört, entpuppt sich als turbulente, lustige und von viel Musik begleitete Komödie. Zwar geht es in dem Stück nicht ganz ohne Schießen ab, aber das Lachen des Publikums überwiegt bei der Premiere am 10. April 2015 und einen Tag später bei der zweiten Aufführung. Im wahrsten Sinne des Wortes hielt der Schlusssong „Pay Me My Money Down“ niemanden im Sitz! Nicht etwa weil man sein Eintrittsgeld zurück haben wollte! Nein, man tanzte ausgelassen auf der Bühne Arm in Arm mit den Darstellern! Sogar der Kulturdezernent der Stadt machte mit! Wann hat es das im Theater Oberhausen je gegeben?!
10 Jahre nach den ersten zögerlichen Schritten auf „die Bretter, die die Welt bedeuten“ strebte Blindflug wieder an, für einen neuen Glanzpunkt zu sorgen. In der fünften Geschichte befinden wir uns im Jahr 3063 auf dem Planeten Tubor 3, wo die Herrscherin Rassmodina ein strenges Regiment führt und insbesondere eines verabscheut: die Musik! Sie schickt ihre Vertraute Makketta Sonnenschein auf die Erde, damit die dort die Zeit zurückdreht, die Entstehung von Musik ungeschehen macht und sie für alle Zeiten verbietet. Auf der Erde angelangt begegnet sie Klängen, die sie erst verwirren. Bei ihrer weiteren Zeitreise durch die Welt der Musik kommen ihr aber nach und nach immer mehr Zweifel am Sinn ihres Auftrags. Wie nicht anders zu erwarten: am Ende kehrt sich ihr Auftrag in sein Gegenteil. Sie kommt zurück auf Tubor 3 - nicht ohne Erdenmusik in ihrem Gepäck. Wer Musik liebt, erahnt das Ende. Auch Rassmodina verfällt dem Klang der Töne, tanzt und singt schließlich begeistert:
THANK YOU FOR THE MUSIC !
Premiere war am 21.4.2017. Der 21.4. ist übrigens der Tag, an dem Blindfug im Jahre 2009 seinen ersten Auftritt hatte - damals, wir erinnern uns, mit Romulus der Große.
Soweit die künstlerischen Meilensteine auf dem jetzt 10 Jahre währenden Weg von Blindflug. Man kann sich vorstellen, dass ein solch langer Weg nicht immer eben war und das eine oder andere Schlagloch ausgebessert werden musste. Zwei davon taten sich gleich bei dem ersten Stück auf. Nur zwei Tage vor dem Auftritt mit Romulus „im Altenberg“ erkrankte eine Akteurin. Eine Zweitbesetzung war nicht eingeplant. Was tun? Jörg wusste Rat. Er überzeugte Jenny von Battum, die eigentlich nur zum Schminken vorgesehen war, die Rolle zu übernehmen - und über Nacht den Text zu erlernen! Sie war dann mehr als nur Ersatz!
Nicht weniger unverhofft traf es vor der Premiere auch Heidrun Wetterich. Sie musste zwar nicht auf die Bühne, hatte aber einen für die Aufführung unverzichtbaren Part zu erfüllen. Ein Tontechniker war ausgefallen, also musste sie bei der Vorstellung dessen Stelle am Mischpult übernehmen. Das gelang ihr so gut, dass sie beim nächsten Auftritt wieder dort ihren Platz einnehmen durfte.
Und was tun, wenn während der laufenden Aufführung plötzlich der „Vorleser“ (eine Schlüsselrolle in dem Stück!) ver-schwunden ist? Nicht in Panik geraten, ihn suchen, ihn finden und ihn zum Stichwort wieder auf die Bühne schicken! Ist doch ganz einfach.
Auch der Auftritt in Bottrop verdient Erwähnung. Klaus-Peter fehlte. Wie sich später herausstellte, hatte man ihn nicht in der Wohnstätte abgeholt. Wohl aber Jenny. Sie hatte der Fahrer pünktlich am Bühneneingang aussteigen lassen. Na ja, damit er die Wartezeit nicht nutzlos verbringen musste, übernahm er die - zum Glück nicht textreiche - Rolle von Klaus-Peter. Der hatte sich inzwischen zu Fuß auf den Weg von Oberhausen nach Bottrop gemacht. Zum Schlussapplaus war er schließlich da. Was nicht mehr da war, war das Auto, mit dem Jenny gebracht worden war. Der Fahrer hatte es, wie er geglaubt hatte, nur ganz kurz zum Aussteigen - allerdings im absoluten Halteverbot - abstellen wollen. Das Auto hatte dann wirklich nur kurz dort gestanden, nämlich bis zum Abschleppen!
Auch die Proben wurden immer mal wieder von Missgeschicken heimgesucht. Ratlosigkeit in allen Gesichtern etwa, als der Rolli von Jenny Oppers ohne Vorankündigung den Dienst versagte. Nachmittags an einem Samstag eine Fachwerkstatt zu erreichen, war aussichtslos. Wie sollte Jenny nach Hause kommen? Zum Glück war Mona Muzaffar zur Stelle, das „Mädchen für alles“ bei Blindflug. Ihr nur kurzer, aber analytischer Blick erkannte dann sehr schnell das Loch, das auf die (überzählige?) Schraube wartete. Der Rest war Formsache.
Viel schlimmer traf es Tommi Theissen. Ausgerechnet die erste Vorstellung von Blindflug musste er versäumen, weil er sich bei einem Sturz von der Bühne einen Fuß gebrochen hatte! Für ihn sprang Thomas Schulz in die Bresche, der Leiter der Werkstatt am Waldteich. Während für jenen dies der einzige Auftritt bleiben sollte, war nur 6 Monate später Tommi bei der zweiten Vorstellung wieder fit und an Bord. Leider verstarb Tommi Theissen am 14.3.2014.
Ein nicht unbedeutender Bestandteil der Aufführungen von Blindflug ist die Musik. Jenny Oppers, Rita Castor, Christa Hesse, sie alle haben ihren musikalischen Beitrag mit ihren Gesangseinlagen geleistet.
Aber Blindflug holte sich auch regelmäßig „Verstärkung“ von außerhalb. So bereicherten Jana Popihn (Gesang) und Dirk Malmedy (Klavier und Gitarre) sehr gekonnt die Gangsterstory Don Casino. Danilo Killisch (Gesang, Klavier und Gitarre) sorgte in Jackie The Kid mit seinen Songs für echte Westernstimmung.
Für eine gelungene Theateraufführung bedarf es natürlich mehr als nur Schauspieler auf der Bühne. Ihren Gesichtern Ausdruck zu verleihen, ist Aufgabe der Maskenbildner. Für die Bühne schminken heißt dabei: „dick auftragen“, und das will gekonnt sein. Lea Vollbracht, Beate Pielka, Virginia Hüttermann, Jenny van Battum und Maliha Colak sind diejenigen, die regelmäßig die Gesichter der Akteure für das gleißende Scheinwerferlicht „bühnenreif“ … - soll man sagen: „bemalt“ haben?
Nicht weniger wichtig sind die guten Geister, die während der Vorstellung hinter der Bühne alle Fäden in ihren Händen halten! Sei es, dass sie die Requisiten für die nächste Szene bereitstellen, sei es, dass sie genau aufs Stichwort die Schauspieler im richtigen Augenblick auf die Bühne bringen müssen. Sie, die ihre Rolle im Verborgenen spielen, stehen nicht im Rampenlicht und sie wollen es auch gar nicht! Ihnen gebührt ein ganz besonderer Dank und die Erwähnung an dieser Stelle! Seit fast Anfang an ist Mona Muzaffar dabei. Sie lässt kaum eine Probe aus, hilft hier, hilft da, auf Mona ist Verlass! Nicht anders ist es mit Henny Piotrowski! Sie stieß als Ehrenamtlerin zu der Gruppe, als Karin Tatsch-Spieß wegen ihres Berufswechsels die Lebenshilfe verließ. Ob Fahrdienste, ob Hilfe beim Schminken, ob„Kulissenschieben“, Henny steht bereit, nur eine Rolle auf der Bühne wollte sie bisher noch nicht übernehmen.
In das Team der unentbehrlichen Helferinnen reihen sich Karin Posselt und Iris Herget nahtlos ein. Iris lässt es sich nicht nehmen, in der ganz heißen Phase vor und während der Aufführungen einen Teil des Jahresurlaubs für Blindflug zu opfern. Ein Mehr an Ehrenamt geht fast nicht! Danke, Iris!
Blindflug konnte in den Jahren des Bestehens immer wieder auf die Unterstützung von außerhalb bauen. So war man dankbar für eine großzügige Geldspende der Volksbank Rhein-Ruhr, da die auf den schmalen Geldbeutel der Werkstattmitarbeiter zugeschnittenen Eintrittspreise die Kosten für eine Aufführung bei weitem nicht decken können. Aber nicht nur Geldspenden halfen und helfen! Die Gruppe und ihre Auftritte leben nicht weniger von anderweitigen wichtigen Zutaten. Deshalb ist man immer glücklich über die regelmäßigen und stets großzügigen Unterstützungen rund um die Bühnenausstattung durch „deko-pARTner“ und die Carl Osmann GmbH.
Im wahrsten Sinne des Wortes tatkräftig war die Hilfe von Mitarbeitern der Firma Tengelmann in Mülheim. Etwa 500 Arbeitsstunden spendeten sie im Rahmen ihrer Ehrenamtstage und fertigten nach Entwürfen von Mona Muzaffar große Teile des Bühnenbildes für das Stück King Kim Kobold von Kombodscha.
Für Jackie The Kid griffen die Schüler der Städtischen Malschule in der Hartmannschule in Königshardt zum Pinsel, um das Bühnenbild mit ihren Werken abzurunden. Auch ihnen Dank für die eifrige Hilfe! Vergessen werden soll nicht, dass Blindflug in besonderem Maße von allen Mitarbeitern des Theaters abhängig ist. Allerdings: wenn es offene Türen gibt, dann sind es die Türen des Theaters Oberhausen, wenn man anfragt, ob man wieder im Großen Haus auftreten dürfe! Als Besonderheit empfindet es Blindflug noch immer, dort im Großen Haus, wo sonst echte Schauspielkunst geboten wird, auf seine doch eher bescheidene Weise das Publikum zu unterhalten. (Jedoch: Blindflug ist auch ein wenig stolz darauf, dass das mit der Unterhaltung des Publikums immer wieder ganz gut gelingt.) Aufrichtigen Dank für die herzliche Aufnahme und für die immer tatkräftige Unterstützung durch die „Bühnen-Crew“! Mit dem Theater in Oberhausen hat man nach all den anderen Häfen jetzt seinen Heimathafen gefunden.
Ähnlich unstet verlief die Tour durch die verschiedenen Proberäume. Von 2007 bis 2009 war man Gast in den Räumen des „Unterstützten Wohnens“ auf der Steinbrinkstraße. Von dort ging es bis 2014 auf die Marktstraße zur „KoKoBe“. Danach fand sich auf der Marienburgstraße bei „Wohnen im Pott“ ein Dach über dem Kopf.
Der Eifer der Gruppe hat durch die Ortswechsel nicht gelitten. Der Donnerstag ist für die Proben fest eingeplant, ganz unabhängig davon, wo sie auch stattfinden, denn der Weg ist das Ziel! Und beim „Training“ geht es ja auch nicht immer todernst zu.
Mit kleinen Filmen stimmt Blindflug immer wieder das Publikum bei seinen Stücken auf das Geschehen auf der Bühne ein. Ins rechte Bild gesetzt werden die Akteure dabei von Kameramann Eric Cozien, der auch für den Musikschnitt in den Vorstellungen verantwortlich ist.
Mit den Erfahrungen aus eigenen Filmproduktionen war es für eine Reihe von „Blindflüglern“ ein Leichtes, sich bei den Filmaufnahmen im Sommer 2016 den Regieanweisungen von Eike Weinreich unterzuordnen.
Wenn sich die Gründung von Blindflug zum 10. Mal jährt, heißt das nicht, dass es nicht auch Veränderungen gegeben hat. Und doch, es gibt die Konstanten, die wie am ersten Tag die Idee hoch halten, das Erscheinungsbild der Gruppe prägen und den Zusammenhalt nach wie vor garantieren. Es ändern sich allenfalls die Besetzungslisten, denn im Laufe des Jahrzehnts kamen und gingen Mitglieder. Sie alle aber gehören zur Familie Blindflug - und als „große Familie mit und ohne Sorgenkinder“, so muss man die integrative Theatergruppe der Lebenshilfe Oberhausen benennen.
E-Mail: info @ lebenshilfe-oberhausen.de
Tel: +49 208-674435
oder
E-Mail: BlindflugOB@web.de
Inklusive Theatergruppe Blindflug der Lebenshilfe Oberhausen